Große Zisterne
Die nach Plänen von Lazarus von Schwendi durch Domenico dell’Allio in den Jahren 1544 – 1547 erbaute Zisterne ist eines der größten Bauwerke dieser Art. Sie ersetzte einen älteren, in die mittelalterliche Burg integrierten Wasserspeicher.
Die Große Zisterne ist 16 Meter tief und bestehend aus fünf kreisförmig angeordneten Brunnenschächten mit jeweils 3,6 Metern Durchmesser. Ursprünglich wurde das Regenwasser von den umliegenden Dächern gesammelt, durch ein raffiniertes Filtersystem gereinigt und in den unterirdischen Schächten gespeichert. Mit einem Fassungsvermögen von rund 900.000 Litern spielte sie eine entscheidende Rolle in der Wasserversorgung der Festung und damit für ihre Verteidigungsfähigkeit.
Da sie nicht zufriedenstellend funktionierte, mussten die Erben des 1563 verstorbenen Festungsbaumeisters die Zisterne ab 1570 auf eigene Kosten adaptieren.
Im Jahr 1739 erhielt die Zisterne einen steinernen Brunnenkranz, der 1897 durch eine schmiedeeiserne Brunnenlaube von von Conrad Lueff ergänzt wurde und ihr bis heute ihr charakteristisches Erscheinungsbild verleiht. Heute dient die Große Zisterne vor allem als Löschwasserreserve – ein Relikt mit historischer und funktionaler Bedeutung.
Heute versorgt die Zisterne noch immer das Löschwassersystem des Schlossbergs und ist daher nach wie vor unverzichtbar. Dieses System besteht aus 350 Meter Leitungen und 5 Hydranten. Um sicherzustellen, dass immer genügend Löschwasser vorhanden ist, wird sie bei Bedarf aufgefüllt bzw. nachgefüllt.

Wissenswertes
Auf den ersten Blick scheinen Brunnen und Zisternen ähnlich – doch ihre Funktionsweise unterscheidet sich grundlegend: Die Zisterne ist ein unterirdischer Wasserspeicher, in den Regenwasser geleitet und bei Bedarf mithilfe einer Pumpe entnommen wird. Sie dient vor allem der Wasservorsorge. Der Brunnen hingegen ist ein direkter Zugang zum Grundwasser. Hier wird das Wasser aus einer natürlichen Quelle gefördert und kann jederzeit entnommen werden. Ob gespeichertes Regenwasser oder frei zugängliches Grundwasser – beide Systeme waren in der Vergangenheit unverzichtbar für die Wasserversorgung von Burgen und Festungen!
Domenico dell’Aglio war einer der ersten italienischen Baumeister in Graz und ein herausragender Ingenieur des Befestigungswesens seiner Zeit. 1558 wurde er von Kaiser Ferdinand I. geadelt und wählte als sein Wappen den Knoblauch (ital. aglio).
Er arbeitete vor allem in Graz, Klagenfurt, Wien, Maribor, Ptuj, Radkersburg und Fürstenfeld. Schon während der Belagerung Wiens 1529 hatte Ferdinand I. erkannt, wie essenziell eine starke Stadtbefestigung für die Verteidigung des Landes war. Da Graz eine zentrale Rolle in der Abwehr der osmanischen Expansion spielte, lag es nahe, die Stadt nach modernsten fortifikatorischen Prinzipien zu befestigen. 1545 übernahm dell’Aglio im Auftrag der Landschaft Steiermark die Oberleitung der Neubefestigung von Graz, deren Kernstück die Festung auf dem Schlossberg bildete.
Zu seinen bedeutendsten erhaltenen Bauwerken zählen das Paulustor und die Stallbastei auf dem Schlossberg. Weniger erfolgreich war die von ihm errichtete Zisterne auf dem Plateau, die sich als Fehlschlag erwies und nach 20 Jahren umgebaut werden musste – finanziert aus dell’Aglios Nachlass.
Sein wichtigstes ziviles Bauwerk ist das Grazer Landhaus, ein Meisterwerk der oberitalienischen Renaissance mit seinem beeindruckenden Arkadenhof. Es diente als Symbol für das Machtbewusstsein der evangelischen Stände gegenüber dem katholischen Landesfürsten und ist bis heute eines der prägendsten Bauwerke der Stadt.